Die Bedeutung der Lesbarkeit – die Flesch-Formel

Warum Lesbarkeit für deinen Text wichtig ist –
und wie dir die Flesch-Formel dabei hilft!

Warum Lesbarkeit für deinen Text entscheidend ist –
und wie dir die Flesch-Formel dabei hilft!

Wenn du einen Text schreiben und veröffentlichen möchtest, hast du dir vermutlich schon viele Gedanken über den Inhalt gemacht. Du hast überlegt, welche Schwerpunkte du setzt – und in welcher Reihenfolge du sie präsentierst.

Aber hast du auch darüber nachgedacht, wie lesbar dein Text für deine Zielgruppe ist?

Was genau bedeutet eigentlich Lesbarkeit? Gibt es dafür objektive Kriterien? Und wenn ja: Wie sehen sie aus? Und vor allem – was kannst du konkret tun, um einen gut lesbaren Text zu schreiben?

Warum Lesbarkeit für dich als Autor so wichtig ist – und wie dir dabei ein einfaches, aber wirkungsvolles Werkzeug wie die Flesch-Formel helfen kann – genau das zeige ich dir in diesem Beitrag.

Warum Lesbarkeit für (d)einen Text wichtig ist

Wann immer du einen Text schreibst und veröffentlichst, möchtest du natürlich, dass er wahrgenommen – und verstanden – wird.

Das gilt für nahezu alle Textformen: vom Warnschild über eine Bedienungsanleitung bis hin zum Blogartikel,Expertenbuch oder einer wissenschaftlichen Arbeit.

Damit das gelingt, reicht es nicht, den Text „nur“ sichtbar zu machen – sei es am Bauzaun, auf der Waschmaschine oder in einem Sachbuch-Verlag .Sichtbarkeit ist der erste Schritt. Der entscheidende aber ist: Lesbarkeit.

Denn auch wenn dein Text gefunden wird – was bringt es, wenn er nicht verstanden wird?

Nicht die Hülle entscheidet – sondern das Verstehen

Hier sprechen wir nicht von der äußeren, formalen Lesbarkeit – wie verschmierte Schilder, zu kleine Schrift oder schlechte Typografie. Es geht um die inhaltliche Lesbarkeit: Wird dein Text wirklich verstanden? Oder klingt er wie eine Vorlesung in Fachchinesisch?

Wenn du willst, dass dein Text wirkt, dann musst du ihn für deine Zielgruppe lesbar machen.

Leser brauchen Klarheit, nicht Komplexität

Was das konkret bedeutet?

Es bedeutet, dass du dir im Vorfeld überlegst, für wen du schreibst – und die Sprache, Struktur und Tiefe deines Textes auf die Lese- und Verständnisfähigkeit genau dieser Zielgruppe ausrichtest. Je nach Zielgruppe kann das heißen, dass du die gleiche Botschaft unterschiedlich formulierst: einmal als kompakte Handlungsanweisung, einmal als tiefgehendes Fachbuch, ein anderes Mal als emotionales Buch über sich selbst.

Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Umschreiben komplexer wissenschaftlicher Themen in alltagsverständliche Texte – wie etwa im Rahmen der Corona-Pandemie. Oder die Kunst, Sachbücher so zu schreiben, dass sie sowohl fundiert als auch gut lesbar sind.

Und genau hier liegt der Schlüssel: Gute Lesbarkeit ist kein Stilbruch. Sie ist ein Qualitätsmerkmal.

Wie du die Lesbarkeit deines Textes messen kannst

Damit kommen wir zur Kernfrage: Wie kannst du die Lesbarkeit deiner Texte messen und einordnen? Gibt es dafür Methoden und Werkzeuge?

Zum Glück lautet die Antwort: Ja – und genau diese Frage hat Experten schon lange beschäftigt. Ein Meilenstein war dabei die Entwicklung des sogenannten Flesch-Reading-Ease-Tests durch Rudolf Flesch im Jahr 1949.

Die Formel für verständliches Schreiben

Rudolf Flesch war ein in Österreich aufgewachsener Jurist, Autor und Sprachexperte, der sich Zeit seines Lebens mit der Frage des verständlichen Gebrauchs der (englischen) Sprache auseinandergesetzt hat.

Seine Lesbarkeitsformel basiert auf zwei Erkenntnissen:

  • Kürzere Sätze sind leichter verständlich als lange.
  • Wörter mit wenigen Silben lassen sich besser erfassen als solche mit vielen.

Auf dieser Basis entwickelte er dann die folgende Formel für seinen „Flesch reading-ease score“ (FRES):

206,835 – 1,015 x ASL – 84,6 x ASW

Dabei steht ASL für die durchschnittliche Satzlänge (Average Sentence Length)
und ASW für die durchschnittliche Anzahl an Silben pro Wort (Average Syllables per Word).

Was sagt der Flesch-Wert wirklich aus?

Je höher der ermittelte Wert, desto leichter ist der Text verständlich:

Flesch-Reading-Ease-Wert
von… bis unter…
Lesbarkeit Verständlich für
0 – 30 Sehr schwer Akademiker
30 – 50 Schwer  
50 –60 Mittelschwer  
60 – 70 Mittel 13- bis 15-jährige Schüler
70 –80 Mittelleicht  
80 – 90 Leicht  
90 – 100 Sehr leicht 11-jährige Schüler

 

Bitte beachte: Dieser Index ist nur für Fließtexte geeignet. Für Listen, Aufzählungen oder Tabellen – wie man sie z. B. häufig auf einer Buchhomepage oder bei Landingpages einsetzt – ist er nicht geeignet, da fehlende Satzzeichen die Berechnung verfälschen. Deshalb sollte man stets längere Abschnitte prüfen, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten.

Was die Formel (nicht) kann

Jetzt stellt sich die Frage: Kann eine solche Formel wirklich genau über die Lesbarkeit eines Textes entscheiden?

Sie misst schließlich nur zwei Faktoren: Satzlänge und Silbenanzahl. Und doch: Diese beiden Merkmale beeinflussen viele andere Aspekte der Verständlichkeit. So wird trotz der Einfachheit der Formel indirekt auch etwas über Struktur, Klarheit und Autoren-Mindset ausgesagt.

Natürlich bleibt eine gewisse Unschärfe. Es kann auch zu kuriosen Ergebnissen kommen – wie bei „Moby Dick“ von Herman Melville. Der Roman hat einen durchschnittlichen Lesbarkeitswert von 57,9 – akzeptabel. Doch ein einzelner Satz über Haie in Kapitel 64 fällt auf -146,77. Noch extremer: Ein Satz aus Marcel Prousts „Swann’s Way“ liegt bei -515,1. Ursache: Überlange Satzkonstruktionen mit Semikola, Gedankenstrichen und Doppelpunkten, die vom Tool nicht als vollständige Satztrenner gewertet werden.

Ein praktisches Werkzeug – auch außerhalb der Wissenschaft

Trotz dieser Schwächen ist die Flesch-Formel in der Forschung weit verbreitet und anerkannt. Und nicht nur dort: In den USA schreiben manche Bundesstaaten z. B. einen Mindest-Flesch-Wert von 45 für Versicherungstexte vor – ein Beleg für die Praxisrelevanz.

Auch für dich als Autor oder Unternehmer, der ein Buch veröffentlichen oder im Rahmen von Content Repurposing aus Podcasts oder Videos lesbare Inhalte erstellen möchte, ist die Flesch-Formel ein einfacher Einstieg, um deine Texte auf ein besseres Lesbarkeitsniveau zu bringen.

Die deutsche Flesch-Formel

Was beim Blick auf die Flesch-Formel schnell deutlich wird: Ein Lesbarkeitsindex, der auf Satzlänge und Silbenanzahl basiert, ist immer sprachabhängig. Die Struktur einer Sprache beeinflusst maßgeblich, wie Lesbarkeit berechnet und bewertet wird.

In der deutschen Sprache sind – im Vergleich zum Englischen – sowohl die durchschnittlichen Satzlängen als auch die Silbenanzahl pro Wort deutlich höher. Deshalb musste die ursprüngliche Formel von Rudolf Flesch entsprechend angepasst werden.

Anpassung an die deutsche Sprache

Diese sprachspezifische Anpassung erfolgte im Jahr 1978 durch Toni Amstad, der auf Basis der Originalformel eine Version für den deutschen Sprachraum entwickelte. Sie lautet:

Lesbarkeitsindex FRE(deutsch) = 180 – ASL – 58,5 x ASW

Die Formel verwendet ebenfalls die durchschnittliche Satzlänge (ASL) und die Silbenanzahl pro Wort (ASW).

Lesbarkeit testen – ganz einfach online

Bevor du jetzt anfängst, Wörter zu zählen und Silben zu zerlegen: Es gibt ein praktisches Online-Tool, mit dem du dir die Arbeit sparen kannst.

Unter www.fleschindex.de kannst du deine Texte einfach einfügen – und bekommst den Flesch-Wert für die deutsche Sprache sofort berechnet.

Wie kann ich verständlicher schreiben? Von Robert Fleschs Grundidee…

Jetzt hast du also frohen Mutes deinen Text mit der oben genannten Webseite getestet – und stellst fest, dass der Lesbarkeitsindex doch höher liegt, als du gehofft hast. Und du fragst dich: „Was kann ich tun, um verständlicher zu schreiben?“

Die ersten beiden Tipps dazu kommen von Robert Flesch selbst:

  • Schreib in kurzen, prägnanten Sätzen! Mach aus einem langen Satz mehrere kurze!
  • Ersetze komplexe, lange Wörter durch einfachere, kürzere!

Erkennbar hilft dir das aber nur in Bezug auf deinen Flesch-Score – und berücksichtigt dabei nicht die anderen Aspekte, die für eine bessere Verständlichkeit deines Textes sorgen. Deshalb möchte ich dich an dieser Stelle auf das Hamburger Verständlichkeitsmodell hinweisen:

… zum Hamburger Verständlichkeitsmodell

Das Hamburger Verständlichkeitsmodell wurde von den Psychologen F. Schulz von Thun, I. Langer und R. Tausch entwickelt – als Ergänzung zur klassischen Lesbarkeitsforschung.

Im Unterschied zur Flesch-Formel berücksichtigt dieses Modell nicht nur Satz- und Wortlängen, sondern auch die Struktur, die Zielgruppe und die sprachliche Wirkung eines Textes.

Die Grundidee dabei ist, dass Informationen leichter erfasst werden können, wenn ein Text übersichtlich gegliedert ist, und dass ein interessant gestalteter Text leichter die Aufmerksamkeit der Leser gewinnt.

Dieses Modell ist bei einigen Wissenschaftlern und Linguisten umstritten, weil es aus ihrer Sicht keine ausreichende theoretische Basis hat. Dafür ist es aber bei Praktikern, die sich mit der deutschen Sprache befassen, fast zum Standard geworden, und bewertet die Verständlichkeit von Texten mithilfe von vier Säulen, die als „Verständlichmacher“ bezeichnet werden.

Diese vier Säulen sind:

1. Einfachheit

Einfachheit bezieht sich an dieser Stelle nicht auf den zu vermittelnden Inhalt, sondern auf die sprachliche Formulierung, mit der dies geschieht. Je einfacher deine Texte sind, umso leichter können sie verstanden werden. Wichtig sind deshalb Satzbau und Wortwahl. Ich empfehle dir daher:

  • Schreib in kurzen Sätzen.
  • Verwende kurze und geläufige Begriffe.
  • Wenn die Verwendung von Fremdworten nötig ist, erläutere sie.
  • Platziere Nebensätze nicht mitten in Hauptsätzen, sondern davor oder danach.

2. Gliederung und Ordnung

Texte werde besser verstanden, wenn sie inhaltlich folgerichtig und äußerlich erkennbar gegliedert sind. Je besser ein Text gegliedert ist, umso leichter ist er zu verstehen. Das bedeutet für diesen Punkt:

  • In deinem Text sollte ein roter Faden erkennbar sein (inhaltliche Folgerichtigkeit).
  • Dein Text sollte durch optische Gliederungen übersichtlich gestaltet sein, so dass bspw. durch Überschriften, Formatierungen, Aufzählungen und Absätze erkennbar ist, was wesentlich ist und in Sinnzusammenhang steht (äußere Gliederung).
  • Im Ergebnis soll sich die innere Ordnung deines Textes in seiner äußeren Gliederung widerspiegeln.

3. Kürze und Prägnanz

Dieser Aspekt ist etwas schwieriger zu handhaben als die vorigen, denn er bezieht sich auf den Sprachaufwand im Verhältnis zum Informationsziel. Während es also grundsätzlich gut ist, einen Text kurz und prägnant zu verfassen, steht dennoch das Erreichen dieses Ziels stets im Vordergrund. Ein extrem knapper Text erschwert das Verständnis daher ebenso wie ein zu weitschweifiger Text. Deshalb gilt:

  • Halte deinen Text so kurz wie möglich – aber so lang wie nötig, um das Informationsziel zu erreichen.
  • Verzichte auf alle nicht notwendigen Inhalte wie unnötige Einzelheiten, zusätzliche Informationen und Erläuterungen, breites Ausholen und Abschweifen vom Thema.
  • Verzichte auf alle sprachlich nicht notwendigen Elemente wie weitschweifige Formulierungen, umständliche Erklärungen, Füllwörter, Fragen und Wiederholungen.
  • Ein Satz wird verständlicher, wenn du häufiger Verben statt Substantive verwendest.
  • Aktive Formulierungen sind leichter zu verstehen als passive.

4. Zusätzliche Stimulanz

Unter diesem Begriff werden Elemente verstanden, die zusätzlich zum Text beim Leser Interesse und persönliche Anteilnahme auslösen sollen. Noch stärker als beim vorigen Punkt solltest du hier aber das Ziel und die Zielgruppe im Hinterkopf behalten, denn ein übermäßiger Gebrauch dieser Elemente kann schnell ins Gegenteil umschlagen. Idealerweise bewegst du dich hier in einem Mittelmaß zwischen nüchtern und lebendig – und im Zweifel lieber etwas zurückhaltender als zu forsch! Denkbare Elemente sind:

  • Bilder, Grafiken, Illustrationen
  • anschauliche und konkrete Formulierungen
  • direkte Ansprache des Lesers
  • Einbettungen von Informationen in eine anregende Geschichte
  • Reizwörter oder witzige und effekthaschende Formulierungen 

5. Was du besser NICHT machst

Wenn man die Kriterien des Hamburger Verständlichkeitsmodells berücksichtigt, dann gibt es im Umkehrschluss ein paar Dinge, die du beim Schreiben eher vermeiden solltest, nämlich

  • lange, verschachtelte Sätze
  • passive Satzkonstruktionen
  • den Nominalstil
  • Modalverben (werden, können, sollen, müssen)
  • Fachbegriffe, wenn sie nicht unumgänglich sind, sowie Abkürzungen
  • Adjektive, Adverbialkonstruktionen und Partizipialkonstruktionen – außer, sie enthalten wichtige zusätzliche Information
  • Füllwörter

Fazit

Wenn du das jetzt alles gelesen hast (und beherzigst), hast du einen großen Schritt in Richtung gemacht, deine Texte zukünftig für dein Zielpublikum lesbarer zu gestalten.
Das hat zum einen den Charme, dass du deinen Inhalt klarer und wirkungsvoller vermitteln kannst. Zum anderen steigt die Zufriedenheit deiner Leser – und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie weitere Texte von dir lesen oder dich sogar weiterempfehlen.

SEO-Analysten haben außerdem festgestellt, dass Texte mit guter Lesbarkeit grundsätzlich besser ranken, selbst wenn dieser Faktor derzeit noch nicht zu Googles offiziellen Ranking-Kriterien gehört. Die Vermutung liegt nahe: Auch der Google-Algorithmus bewertet inzwischen die Lesbarkeit von Texten – zumindest indirekt über das Nutzerverhalten.

Die Flesch-Formel – ein einfaches, aber hilfreiches Werkzeug

Die Flesch-Formel kann dir schnell und unkompliziert helfen, eine erste Einschätzung über die Lesbarkeit deines Textes zu bekommen.
Aber: Eine Optimierung ausschließlich auf den Flesch-Index ist keine gute Idee! Denn ein Text, der vielleicht ein wenig komplexer ist, kann für einen versierten Leser deutlich angenehmer zu lesen sein als eine übermäßig vereinfachte Version, die künstlich wirkt.

Gerade bei Sach- oder Fachbüchern oder bei Inhalten für eine Autoren-Homepage ist es wichtig, den richtigen Ton für die Zielgruppe zu treffen. Die Formel ist deshalb ein nützlicher Startpunkt – aber kein Ersatz für einen erfahrenen Texter, Lektor oder Autorencoach.

Aber dafür hast du ja mich. 

Was bedeutet das für dich als Autor eines Sach- oder Fachbuchs?

Nachdem jetzt klar ist, wie wichtig die Lesbarkeit eines Textes im Allgemeinen ist, möchte ich dir noch einmal deutlich machen, warum gerade du als Autor eines Sach- oder Fachbuchs auf eine gute Lesbarkeit deiner Texte achten solltest: Es reicht nämlich nicht, dass du über spezielles Fachwissen verfügst, sondern erst die gelungene Vermittlung dieses Wissens macht anderen klar, dass und warum du ein Experte auf deinem Gebiet bist. Eine gute Lesbarkeit unterstützt dich also nicht nur bei deinem Ziel, dein Wissen zu vermitteln, sondern auch dabei, dich selbst als Experte zu positionieren! Das führt im nächsten Schritt dazu, dass der Leser erkennt, welchen Nutzen du ihm bieten kannst – und dazu, dass er deine Dienstleistung in Anspruch nimmt. Diese Aspekte korrelieren direkt miteinander – und deshalb ist Lesbarkeit auch und gerade bei deinem Sach- oder Fachbuch von entscheidender Bedeutung!

Die Bedeutung der Lesbarkeit – die Flesch-Formel

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