Sind Widmungen im Fachbuch oder im Sachbuch sinnvoll?
Als wertvolles Marketinginstrument oder als Zeichen der Wertschätzung definitiv Ja!
Manch ein Leser stolpert über die Widmung auf den ersten Seiten eines Buches. Während sich einige fragen, was diese manchmal kryptische Widmung auf der Mitte der ersten Buchseite zu bedeuten hat, tun es einige eher als soziale Pflichterfüllung ab, wenn den Eltern, dem Ehepartner oder anderen Inspirationen gedankt wird.
Doch eine Widmung ist weit mehr als eine lapidare Pflichterfüllung oder Ausnutzung einer andernfalls leeren Seite.
Eine Widmung lässt nicht nur auf die Kreativität des Autors schließen, sondern gewährt auch tiefere und persönliche Einblicke hinter die Kulissen und auf den Menschen hinter diesem Buch. Sie sind daher nicht nur eine großartige Möglichkeit, um eine engere Verbindung zum Leser aufzubauen, sondern können auch als Marketinginstrument eingesetzt werden.
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Aber was hat es mit den Widmungen nun überhaupt auf sich?
Früher erhielten Autoren kein Honorar für ihre geschriebenen Werke und waren somit auf finanzielle Hilfe angewiesen. Und mit „früher“ meine ich die Zeiten vor dem 18. Jahrhundert, denn Widmungen gehen bereits bis in die Antike zurück.
Da Verlage dem Autor keine Bezahlung leisteten, versuchten Autoren, anderweitig an Geld zu kommen und widmeten ihr Buch oftmals einer Stadt, einer hohen Persönlichkeit oder sogar dem Fürst oder Bischof. Hatten sie Glück, wurde ihre Bittstellung erhört, und sie erhielten ein Gegengeschenk.
Heutzutage erfüllt die Widmung eher einen ideellen Zweck und ist für den Autor eine Möglichkeit, dem Leser kleine Einblicke in sein Leben, seine Beziehungen oder seinen Charakter zu schenken. Wenn man davon ausgeht, dass man der Querschnitt der 5 Menschen ist, mit denen man die meiste Zeit verbringt, so kann man sagen, dass diese Menschen auch einen gewissen Teil der eigenen Identität ausmachen. Damit machen sie auch einen Teil der Geschichte aus, die der Autor erzählt, da Geschichten an die eigene Identität gekoppelt sind.
Es ist also absolut nachvollziehbar, dass der Autor den ihm nahestehenden Menschen danken möchte. Vielleicht haben sie ihn inspiriert, ihm den Rücken in Zeiten des Schreibens freigehalten oder ihn einfach zu diesem Schritt ermutigt.
Widmungen als Marketing-Tool
Du solltest vor allem nicht die marketingtechnische Kraft einer gelungenen Widmung unterschätzen! Insbesondere humorvolle Widmungen werden in Social Media gerne verbreitet und können dem Buch über Jahre hinweg eine hohe Reichweite bescheren. Viele Blogs von Privatpersonen, aber auch sehr bekannte Unternehmens- oder Lifestyleblogs führen gerne eine Liste der 50 witzigsten Widmungen, die sich größter Beliebtheit erfreuen.
Aber auch besonders liebevolle, philosophische oder zum Nachdenken anregende Widmungen werden gerne auf Blogs aufgegriffen und als herausragend präsentiert. Lasse daher dieses Marketing-Tool nicht achtlos links liegen, sondern nutze es als zusätzliche und kostenlose Reichweitengenerierung. Ganz abgesehen davon kannst du damit wunderbar deinen Sympathiefaktor ausbauen und eine Verbindung zu deinen Lesern herstellen.
Wie schreibst du nun die perfekte Widmung? Und wem gebührt diese Ehre?
Eine Widmung sollte gut überlegt werden, wird sie doch für ziemlich lange Zeit in deinem Buch zu finden sein. Mit den nachfolgenden Schritten kannst du dir darüber klar werden, welchen Zweck du verfolgen möchtest und welchen Charakter deine Widmung haben soll. Doch erst einmal geht es um die Auswahl möglicher Personen, Events, Dinge oder Sonstigem, denen du deine Widmung, nun ja, widmen möchtest:
1. Persönliche Danksagung, lustige Anekdote, tieferer Sinn oder Marketing-Tool?
Überlege dir, ob du dich mit der Widmung bei Personen bedanken möchtest, die dich inspiriert haben oder dir überhaupt erst zu diesem Buch verholfen haben. Vielleicht möchtest du aber auch eine ganz allgemeine Widmung schreiben und auf ein Weltereignis hinweisen. Oder vielleicht möchtest du eine besonders witzige Anekdote, kryptische Mitteilung oder einen humorvoll-bissigen Spruch verewigen, um aus dem allgemeinen Wust an Widmungen hervorzustechen.
Möchtest du einen tieferen Sinn in diese Welt bringen, dann kannst du auch das mit einer Widmung zum Ausdruck bringen.
Sei dir vorher darüber im Klaren, welchen Weg du einschlagen möchtest. Denn steht die Widmung erstmal im Buch…steht sie halt im Buch.
2. Erstelle eine Liste an Personen
Wenn du dich bei Personen bedanken möchtest, erstellst du am besten erstmal eine Liste aller möglichen in Betracht kommenden Menschen. Wer ist der wichtigste Mensch für dein Buch, wer ist eine Inspiration, wer hat dich in besonderem Maße motiviert?
Dabei musst du die Person nicht unbedingt kennen. Du kannst das Buch auch Menschen widmen, die dich inspiriert haben und die du nicht persönlich kennst.
Ebenso kannst du Geschäftspartner ehren und dich bei ihnen für die Zusammenarbeit bedanken, für den gemeinsamen Weg und alles, was ihr bisher erschaffen habt.
3. Nicht jedes Thema eignet sich für jede Person
Behalte im Blick, dass sich nicht jedes Thema für jede Person eignet. Ein Buch mit erotischen oder gewalttätigen Passagen sollte nicht unbedingt einem Kind gewidmet werden.
Auch beim Ratgeber, Sach- und Fachbuch kannst du vorher abwägen, ob sich die Person über diese Widmung freuen würde, wenn das Thema eher spezieller Natur ist.
4. Ob Hund, Kaffee oder Schokolade: Alles hat eine Widmung verdient
Das Schöne ist ja: Du als Autor hast alle Freiheit, deine Widmung nach deinen Wünschen zu gestalten. Viele – auch bekanntere – Autoren widmen ihr Werk ihrem geliebten Hund, dem literweise getrunkenen Kaffee, Schokolade oder anderen wichtigen Elementen, die ihnen in der Zeit des Buchschreibens tatkräftig zur Seite standen.
Einige Autoren, besonders im Romanbereich, widmen ihr Buch auch dem jeweiligen Hauptcharakter, der ihnen Inspiration war und sie lange Zeit begleitet hat.
Andere wiederum widmen ihr Buch der Menschheit, den Stürmern & Drängern oder einfach…sich selber. Immerhin wäre das Buch ohne dich nicht entstanden.
Du siehst, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
So verfasst du deine Widmung
1. Kurz & knackig
Es bedarf nicht immer vieler Worte – sondern eher der richtigen. Einige der schönsten und berührendsten Widmungen sind tatsächlich eher kurz gehalten. Viele Widmungen beginnen mit „Für…“, „In Gedenken an…“ oder „Danke…“.
Wenn du etwas mehr Aufsehen erregen möchtest, darfst du dir allerdings ein paar mehr Gedanken dazu machen.
2. Eine Widmung sollte deine Persönlichkeit widerspiegeln
Genauso, wie das Thema zur Person passen sollte, darf die Widmung auch zu dir passen – glaube mir, die Leser spüren das sehr schnell und merken, wenn etwas unauthentisch klingt.
Bist du ein eher lockerer Mensch? Dann schreibe auch so, und lasse deine entspannte, lustige Persönlichkeit mit einfließen. Eine Widmung kann alles andere als steif sein!
Bist du eher förmlich, dann passt eine humorvolle, witzige oder unkonventionelle Widmung vielleicht nicht so ganz oder wirkt etwas krampfig.
Du kannst hier auch einen Insider einfließen lassen, den lediglich die entsprechende Person und du verstehen. Auch das spiegelt deinen Charakter wider, macht neugierig und interessant.
3. Freestyle oder bekannte Zitate & Gedichte
Du kannst deine Widmung völlig frei verfassen – oder du bedienst dich Zitate oder Gedichte, die dir passend erscheinen. Dabei müssen sie nicht zwingend eine Brücke zum Buchthema schlagen, denn wie du jetzt schon weißt: Stilbrüche oder humorvolle Anekdoten sind äußerst beliebt beim Publikum.
Achte bei der Verwendung eines Gedichtes darauf, dass du die Formatierung beibehältst – immerhin hat sich der ursprüngliche Verfasser ja auch etwas dabei gedacht.
4. Beziehe dich auf das Thema deines Buches
Greife das Kernthema oder die Kernaussage deines Buches auf und verbinde diese mit einer Widmung an eine Person, ein Ereignis oder die Welt – was auch immer dazu passt.
Kleiner Hinweis am Rande: Wenn du dein Buch einer Person widmest, informiere sie bitte kurz. Erstens wäre es schade, wenn sie vielleicht gar nichts von dieser Ehre mitbekommt. Zweitens kann es aber auch durchaus sein, dass einige Leser diese Widmung teilen oder anderweitig positiv darauf reagieren – und dann wäre es zumindest gut, wenn die entsprechende Person Bescheid weiß.
Eine offizielle Erlaubnis musst du dir übrigens nicht einholen, wenn du eine Person in einer Widmung erwähnst. Dennoch empfehle ich, dieses Thema vorher abzuklären, um mögliche Missverständnisse oder nachträgliche Diskussionen zu vermeiden. Nicht jeder möchte öffentlich im Mittelpunkt stehen – egal, wie aufrichtig und wertschätzend es gemeint war.