Buch schreiben: Ein Leitfaden für Autoren

Egal, wer du bist, woher du kommst oder was du bisher gemacht hast; ich bin fest davon überzeugt, dass jeder ein Buch schreiben kann – auch du!

Woher ich das weiß? Weil ich schon seit Jahren Autoren und ihre einzigartigen Projekte auf dem Weg zur Veröffentlichung begleite. Und als jemand, der sich auf Sach- und Fachbücher sowie Autobiografien spezialisiert hat, kenne ich die Herausforderungen, die auf dem Weg zu deinem Buch auf dich warten.

Ich zeige dir, wie du deine Idee aufs Papier und in die Hände deiner Leser bringst – bereit? Dann lass uns keine Zeit verlieren:

Wer kann ein Buch schreiben?

Kurz und knapp: Wenn du Buchstaben und Wörter aneinanderreihen kannst, dann kannst du ein Buch schreiben. So einfach ist das.
Und dann auch wieder nicht. Denn, ohne eine gute Idee, eine Menge Geduld und etwas Disziplin geht es eben auch nicht.

Der Traum vom Buch kann schnell zu schlaflosen Nächten führen, vor allem, wenn du nicht mit realistischen Zielen ans Werk gehst und keine Zeit dafür aufbringst, dein Werk zu planen. Denn auch das sei gleich zu Beginn gesagt: Ein Buch schreibt sich nicht in einer Blockbuster-Länge. So ein Projekt dauert Wochen, manchmal sogar Jahre.

Fakt ist auch, wenn du einfach drauf losschreibst, ohne Plan und Ziel, ist die Gefahr groß, dass du dein Buch niemals beendest.

Und dann ist da auch noch die große Frage nach dem Talent:

Ist das Buch-Schreiben Talent oder Handwerk?

Es ist wie mit jeder Fertigkeit: Talent schadet nicht und vereinfacht die Sache. Doch auch wer nicht von Geburt an mit Euphemismus und Metaphern um sich wirft, kann durch Übung ein Meister werden. Das gilt fürs Schreiben, wie für alles andere auch. Genauso wichtig ist es, dass du weißt, wie du dein Buch planst, wie du Figuren Leben einhauchst oder wie du Schreib-Routinen und Spannung aufbaust. Kurz gesagt: Wenn du das Handwerk erlernst (und es beim Schreiben anwendest!), hast du schon die besten Voraussetzungen, um ein Buch zu schreiben.

Anders formuliert: Jedes Talent bringt dir nichts, wenn du das Handwerk nicht beherrschst.

Daher gilt: Weiterlesen – nach diesem Artikel bist du für dein erstes Werk gewappnet.

Buch schreiben: Ein Leitfaden für Autoren

Ideen und Inspiration: Worüber möchtest du dein Buch schreiben?

Du hast dich entschieden, dein Buch zu schreiben – prima! Lass uns einen Blick auf die Basis werfen: Das Thema deines Buches.

Worüber möchtest du schreiben? Und wie, um alles in der Welt, kommst du an Ideen für deine Buchprojekte?

Hierzu gibt es verschiedene Dinge zu beachten:

Schreib dein Buch über das, was du weißt und wofür du brennst

Du willst dein Buch schreiben. Dafür wirst du dich viele Stunden, Tage, Wochen, Monate, vielleicht sogar ein Jahr intensiv mit dem Inhalt deines Buchs auseinandersetzen.

Wenn du nicht liebst, was du schreibst, wirst du das Buch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht beenden.

Doch der zweite, weitaus wichtigere Punkt ist der: wenn du liebst, was du schreibst, bist du authentisch und glaubwürdig. Deine Leser spüren, wenn du für dein Thema brennst, und werden deine Bücher gerne lesen.

Komm nicht auf die Idee nur ein Buch zu schreiben, weil du glaubst, dass das die Leser das interessiert. Du kannst ihnen nichts vormachen, sie werden es dir nicht abnehmen. Also denk gar nicht erst darüber nach.

Liegt dein Themengebiet in einer Nische, dann empfehle ich dir, genau zu recherchieren: Wie tickt deine Zielgruppe? Was ist bei den Verlagen gerade angesagt? Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, deine Zielgruppe zu unterhalten?

Es gibt nichts Frustrierenderes, als unzählige Wochen in ein Buch zu stecken, das am Ende keiner lesen will – deshalb überlege dir gut, für wen du schreibst und warum.

Schreibst du nur für dich, ist das perfekt.
Ist es dir aber wichtig, dein Buch gewinnbringend zu verkaufen, dann kommst du nicht drumherum, ein bisschen tiefer zu tauchen. Informiere dich, was es zu deinem Thema bereits am Markt gibt und was gerne gelesen wird.

Wie findest du Inspiration und Ideen für dein Buch?

Die Ideen liegen auf der Straße. Du musst nur mit offenen Augen durch deinen Alltag marschieren und die Ideen erkennen.

Das Einfachste ist die Notizbuch-Methode. Dafür brauchst du nur ein Notizbuch oder eine Notiz-App und ein bisschen Übung. Gerade zu Beginn wirst du noch bewusst und aufmerksam sein müssen, um die Ideen im Alltag zu finden. Doch irgendwann reagiert dein Gehirn automatisch auf eine Inspiration, die dir begegnet – du zückst dein Handy und notierst deine Gedanken.

Dabei ist es egal, was dich inspiriert: ein Gespräch, eine Begegnung, eine Nachrichtenmeldung, ein Naturschauspiel, ein eigener Gedankenfurz. Schreib alles auf – ohne Wertung oder darüber nachzudenken. Bewerten und Nachdenken, das erledigst du später (– am besten schläfst du erst einmal eine Nacht darüber). Du wirst feststellen, dass eine Menge Material zusammenkommt. Über einiges davon wirst du lachen, einiges wird dir peinlich sein, doch es werden auch ein paar richtig geile Ideen dabei sein.
Und das Beste: Wenn du deine Aufschriebe durchgehst, werden dir neue Ideen kommen, du wirst Punkte zusammenfügen und feststellen: Eine neue Idee ist geboren!

Integrierst du die Notizbuch-Strategie in deinen Alltag, werden dir garantiert nie die Ideen ausgehen.

Denk dran: Es gibt jede Idee bereits in irgendeiner Form. Wir alle kennen Liebesgeschichten, wir kennen Krimis, wir kennen Drama. Die Kunst besteht darin, dass du einer Idee deinen einzigartigen Stempel aufdrückst, indem du ein neues Detail hinzufügst: Eine Liebesgeschichte hat eine ganz andere Spannung, wenn die Liebenden sich in einer Pathologie, auf dem Mond oder während einer Flugzeugentführung kennenlernen.

Ein Tipp, den ich dir unbedingt mitgeben möchte, ist dieser: Lies und lerne!

Lies die Bücher anderer Autoren, aber konsumiere sie nicht nur, sondern durchleuchte sie:

Wie schreiben sie?

  • Wie bauen sie Spannung auf?
  • Wie werden Dialoge eingesetzt?
  • Wie authentisch sind die Charaktere? usw.
  • Was gefällt dir? Was findest du richtig scheiße?

Bewerte die Werke kritisch und überlege dir, was du anders machen würdest. Du wirst feststellen, dass du eine Menge aus den Büchern anderer Autoren lernen kannst und viel Inspiration darin findest – unabhängig davon, ob die Bücher nach dem Lesen einen Platz in deinem Bücherregal oder in deiner Mülltonne finden.

Die Top-Voraussetzung für ein gutes Buch: Der Konflikt

Du hast deine Idee? Perfekt, denk daran, dass du einen Hauptkonflikt brauchst!
… und viele weitere kleine Konflikte.
Atme Konflikte, denke in Konflikten, schreib in Konflikten.
Träume in Konflikten, verdammt noch mal.

Du merkst es: Konflikte sind das A und O, die Chili in der Schokolade, der Funke im Pulverfass.
Konflikte lassen deine Idee zum Leben erwecken. Sie sorgen dafür, dass dein Buch gelesen wird. Nein, verschlungen wird.

Du kennst Konflikte:

  • Harry Potter: Schafft Harry es, Lord Voldemort zu besiegen?
  • Der Herr der Ringe: Schaffen es Frodo und seine Freunde, den Ring zu zerstören und Mittelerde zu retten?
  • Twilight-Saga: Der zentrale Konflikt über vier Bücher ist die Frage, ob das Mädchen Bella zum Vampir verwandelt wird oder nicht – ein Konflikt, der so stark ist, dass er alle schriftstellerischen Schwächen verzeiht.

Doch es muss nicht immer ein Gegner in Form einer Gestalt sein:

  • „Er ist wieder da“: Wie schlägt sich Adolf Hitler wohl in der modernen Welt?
  • „Stolz und Vorurteil“: Welche Auswirkungen haben gesellschaftliche Vorurteile (und Missverständnisse) auf die Figuren?

Du siehst: Konflikte können deine Leser in verschiedenen Formen fesseln. Je stärker dein Konflikt, desto fesselnder wird deine Geschichte.

Welche Art Buch willst du schreiben?

Sobald du deine Idee hast, machst du dir Gedanken darüber, in welcher Form du deine Idee in ein Buch bringen möchtest:

  • Roman (fiktionale Geschichte)
  • Biografie (wahrheitsgemäße Geschichte einer beliebigen Person)
  • Sachbuch / Fachbuch / Ratgeber (beinhalten ein spezifisches Thema)
  • Kinderbuch / Jugendbuch (Inhalte speziell für Kinder und Jugendliche)

Entscheide dich für eine Art. Ein Mix aus zwei Bucharten funktioniert nicht. (Zumindest rate ich Anfängern davon ab.)

Der Vorteil ist klar: wenn du festlegst, welche Art von Buch du schreibst und dich daran hältst, werden deine Leser dich auch finden. Die „Roman-Leser“ sind eine andere Zielgruppe als die „Sachbuch-Leser“. Und keiner dieser beiden Zielgruppen will einen Mischmasch aus beidem lesen.
Davon abgesehen: Verlage nehmen in der Regel nur Bücher an, die sich eindeutig kategorisieren lassen.

Werde dir also klar, welches Buch du schreiben willst, und dann bleib dabei.

Die Recherche

Im Idealfall schreibst du über das, was du weißt.
Dennoch: Deine Figuren sind vielseitig und wissen in den meisten Fällen mehr (oder andere Sachen) als du das (als Autor) tust. Eine Recherche hilft, dir das Wissen anzueignen, das deine Figur hat.

Geh noch einen Schritt weiter: Wisse mehr als das, was du im Buch verwendest! Aber hüte dich davor, mit deinem Wissen hausieren zu gehen und es auf deinem Leser abzuladen, Stichwort: „Infodump“. Gib nur das preis, was für die Handlung und die Charakterentwicklung wichtig ist.

Wo kannst du dich informieren?

  • Internet: Das Internet wird dir viele deiner Fragen beantworten können, das wird dich nicht überraschen.
  • Bücher, Hörbücher, Fachzeitschriften usw.: Einschlägige, gesammelte Informationen findest du in Printmedien. Hör dich in der jeweiligen Branche um.
  • Experten: Gerade, wenn du sehr wissenschaftlich oder fachlich wirst (etwa weil dein Protagonist ein Chemiker ist und du davon keine Ahnung hast), können dir viele Experten weiterhelfen. Meist tun sie das kostenlos und freuen sich über eine Erwähnung in deinem Buch. Fragen kostet nichts!

Einfach drauf losschreiben oder das Buch planen?

Es ist die Frage der Fragen: Soll ich einfach drauf losschreiben oder mein Buch planen?
Die Antwort entscheidet über den Erfolg deines Buches.
Punkt.

Deshalb gilt es, dir die Möglichkeiten anzuschauen und zu prüfen, welche zu dir passt:

Version 1: Der Plot

Einige Autoren planen (plotten) ihr Buch von vorne bis hinten. Dazu gehört auch die Schriftstellerin Elisabeth George. Sie weiß bereits beim ersten Satz, wie das Buch endet. Der Vorteil ist glasklar: Die Gefahr „steckenzubleiben“, eine Schreibblockade zu bekommen oder die Motivation zu verlieren, ist praktisch nicht vorhanden.
Aber diese Version hat auch ihre Nachteile: Die Planung und das Plotten eines Buches können Wochen beanspruchen. Der ein oder andere fühlt sich dadurch auch in seiner Kreativität eingeschränkt.
Du kannst selbst entscheiden, wie viel und welche Inhalte deines Buchs du planen willst: nur das Grundgerüst oder jede Szene.
Es liegt bei dir.

Version 2: Drauf losschreiben

Dann gibt es noch die kreativen „Einfach-Drauf-Los-Schreiber“. Stephen King gehört zu diesen Schriftstellern. Er ist einer der erfolgreichsten Autoren auf diesem Planeten. Wenn er den ersten Satz schreibt, weiß er nicht, wohin ihn die Geschichte führt oder wie sich die Figuren entwickeln. Er lässt sich selbst überraschen und ist gespannt, wo seine Charaktere ihn hinführen.
Der Vorteil dieser Methode ist ebenso klar: maximale Kreativität.
Der Nachteil: Logikfehler oder „Hängenbleiben“ und das Suchen nach Lösungen sind allgegenwärtig. Und für Anfänger ein entsprechendes Risiko.
Stephen King legt seine Projekte nicht selten wochenlang beiseite, bis ihm (meist an der frischen Luft) die zündende Idee kommt, wie er ein Problem seines Plots oder seiner Charaktere löst. Unerfahrene Autoren laufen Gefahr, das Projekt aufzugeben oder von einer Schreib-Blockade ausgeknockt zu werden.
Du wirst bei dieser Version deutlich mehr Zeit in die Überarbeitung stecken als beim Schreiben mit einem Plot.
Das muss dir klar sein.

Bedenken solltest du auch immer, dass sich deine Geschichte, egal, wie detailliert du sie geplant hast, oft anders entwickelt.
Das ist kein Weltuntergang oder gar ungewollt.
Im Gegenteil: Figuren entwickeln ein Eigenleben und du als Autor bist beim Schreiben erstaunt, dass du trotz aller Vorbereitung deine Figuren falsch eingeschätzt hast. Sie handeln anders, als du das geplant hast.
Geil, oder?
Wichtig: Lass die Entwicklung deiner Figuren zu! Weiche ruhig vom Plot ab und ändere ihn lieber. Zwinge aber deine Figuren niemals zu Handlungen, die unnatürlich sind, da dein Leser das sofort durchschaut.

Finde für dich die perfekte Mischung aus Struktur und Freiraum:
Bist du eher ein strukturierter Mensch, der sich mit dem Kalender in der Hand wohlfühlt? Dann plotte unbedingt.
Bist du eher der chaotische Freigeist, der sich von Listen und Organizern eingeengt fühlt? Probiere es mit einer einfachen Storyline (siehe unten) – und dann schreib drauf los. Sammle Erfahrungen und probiere dich aus – du wirst deinen Weg finden!

Der Plot: Schreib dein Buch mit einem Plan

Es ist ein wohl gemeinter Rat, gerade wenn du dein erstes Buch schreibst, die Geschichte (zumindest grob) zu planen. Aus den bereits genannten Gründen. Das kostet dich etwas Zeit, die kannst du aber später beim Schreibprozess wieder reinholen.

Definition: Der Plot ist nichts anderes als die Handlung eines Buches. Du solltest ihn so aufbauen, dass er logisch ist („Sinn ergibt“) und Spannung erzeugt.

Schauen wir uns also an, welche Möglichkeiten du hast, dein Werk zu planen oder „zu plotten“:

Die Storyline: Deine Idee bekommt eine Form

Zuerst machst du aus deiner Idee eine Storyline, mit der du arbeiten kannst. Die Storyline besteht aus ein bis zwei Sätzen, dem roten Faden deiner Geschichte.

Hier sind Beispiele, wie die Storylines berühmter Bücher ausgesehen haben könnten, um dir einen Eindruck zu vermitteln:

  • „Harry Potter und der Stein der Weisen“: Ein Waisenjunge namens Harry Potter erfährt, dass er ein Zauberer ist und besucht die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Dort findet er Freunde, stellt sich seinem Gegner, Lord Voldemort, und deckt das Geheimnis um den Stein der Weisen auf.
  • „Stolz und Vorurteil“: Eine junge Frau namens Elizabeth Bennet navigiert durch die Komplikationen von Gesellschaft, Vorurteil und Romantik. Sie und der stolze Mr. Darcy müssen Missverständnisse überwinden, um ihre wahren Gefühle füreinander zu erkennen.
  • „Carrie“: Eine schüchterne Teenagerin namens Carrie White wird von ihren Mitschülern gemobbt. Sie entdeckt, dass sie telekinetische Kräfte besitzt, die sie destruktiv einsetzt, als sie bei ihrem Abschlussball bloßgestellt wird.

Die Storyline hilft dir, den roten Faden nicht aus den Augen zu verlieren. Wichtig ist, dass sie den Hauptkonflikt der Geschichte beinhaltet.

Wenn du dir noch nicht hundertprozentig sicher bist, ob du schon die eine Storyline für dein Buch gefunden hast, dann schreib dir einfach mehrere Storylines auf. Was du damit anstellst, verrate ich dir im nächsten Abschnitt.

Deine Storyline richtig einsetzen

Du hast eine Storyline (oder mehrere), nun gilt es, die Idee zu einem Plot zu entwickeln. Hierfür kannst du verschiedene Techniken nutzen, wie das Brainstorming oder das Mindmapping.

  • Brainstorming: Beim Brainstorming schreibst du einfach alles auf, was dir spontan in den Sinn kommt. Wichtig: ohne Sortieren, ohne Werten, ohne Filtern. Einfach aufschreiben. Später kannst du deine Aufschriebe sortieren und bewerten.
    Tipp: Nach ein paar Minuten kommen die Ideen nicht mehr aus deinem Verstand, sondern aus deinem Unterbewusstsein. Schreib deshalb alles auf, so wie es dir in den Sinn kommt, oft kommen so die besten Ideen für deinen Plot zusammen.
  • Mindmapping: Eine Mindmap ist nichts anderes als eine visuelle Grafik, in der du deine Gedanken mithilfe von Bildern oder Notizen sortierst und sie in ein Verhältnis zueinander setzt. Hierfür gibt es diverse Online-Tools und Programme. Oder aber du nutzt ganz Old School Papier und Stift dafür.

Falls du mehrere Storylines notiert hast, dann wende diese Techniken auf alle Storylines an und  sieh dir an, was dabei rauskommt. Welche Geschichte hat das größte Potenzial und vor allem: bei welcher Geschichte bekommst du so richtig Bock, sie zu schreiben?

Egal, welche Technik du verwendest, du wirst am Ende eine grobe Struktur haben, wie sich deine Geschichte aufbaut. Dieser Handlungsbogen hilft dir, deinen Plot auszuarbeiten und mit Leben zu füllen.

Dein Plot kann aus wenigen Sätzen oder einer Seite bestehen – er kann aber auch fünfzig Seiten und eine vollständige Szenenliste beinhalten.
Du entscheidest.

Los geht’s, arbeiten wir den Plot aus:

Geh die Sache mit dem Plotten richtig an

Zugegeben, das Plotten klingt kompliziert und vor allem klingt es nach viel Arbeit. Den Zahn mit der Arbeit kann und will ich dir nicht ziehen, denn genau das ist es.
Einige Methoden sind zeitintensiv.
Sehr zeitintensiv.
Die gute Nachricht ist aber diese: Du wirst deine Geschichte und deine Figuren nach dem Plotten besser kennen als deine eigene Großmutter.
Und das Schreiben im Anschluss fällt dir leichter.

Es gibt viele verschiedene Methoden, wie du deinen Plot Schritt-für-Schritt erstellen kannst. Sie erleichtern dir das Plotten, und am Ende wirst du feststellen: Hätte schlimmer sein können.

Die Grundlagen: Das beinhaltet ein Plot

Denk an die nachfolgenden Punkte, wenn du dich ans Plotten machst. Sie sind Grundlagen, die du benötigst, um den Plot zu erstellen:

  • Kausalität: Kausalität ist eine grundlegende Sache, die du beim Schreiben befolgen solltest. Das heißt für dich: Alles, was in deiner Geschichte passiert, sollte kausal zusammenhängen (Ursache-Wirkung). Das bedeutet, dass jede Szene aufeinander aufbaut und sich eine Handlung aus dem ergibt, was zuvor passiert ist.
    Ausnahmen bestätigen die Regel und die sind gerade für erfahrene Autoren, die wissen, was sie tun, absolut legitim (und gewollt). Hände weg, wenn du noch nicht zu den erfahrenen Autoren gehörst.
  • Konflikte: Wie bereits dezent angedeutet, sind Konflikte das A und O deiner Geschichte. Deine Leser wollen wissen, wie deine Figuren aus der Tinte, in der sie hocken, wieder rauskommen. Also wie Harry Lord Voldemort besiegt, Frodo den Ring im Schicksalsberg versenkt und wie Bella sich so als Vampir macht. Bei allem, was du schreibst, solltest du deine Konflikte im Blick behalten.
  • Nebenhandlungen: In deinem Plot sollte es mindestens eine Nebenhandlung geben. Oft sind es Beziehungskisten der Protagonisten, Selbstfindungsprobleme der Figuren usw. Hier sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Achte aber darauf, dass die Nebenhandlungen zum Hauptkonflikt passen und sie sich gegenseitig ergänzen.
  • Figuren: Zu deinem Plot gehören in der Regel mindestens ein Protagonist und einige Nebenfiguren. Wie du deine Figuren erstellst, dazu kommen wir gleich.
  • Aufbau: Die Struktur und den Aufbau deiner Geschichte kannst du in deinem Plot festlegen: Anfang, Mitte, Ende.
    Mindestens.
    Ebenso möglich ist der Aufbau in mehrere Akte: drei, fünf oder sieben Akte, alle sind üblich. Jeder Akt endet dabei in einem Wendepunkt:
  • Die Wendepunkte: Jede Geschichte hat Wendepunkte. Das sind die Momente, in denen die Welt deines Protagonisten untergeht (oder unterzugehen droht).
    Mindestens drei solcher Wendepunkte solltest du entwerfen, du kannst auch mehr nutzen.
    Erster Wendepunkt: Die Welt des Protagonisten ändert sich, der Hauptkonflikt beginnt.
    Zweiter, Dritter usw. Wendepunkt: Die Situation verschärft sich, es steht mehr auf dem Spiel, neue Gegner betreten die Bühne usw.
    Letzter Wendepunkt: Höhepunkt und besonders dramatische Ereignisse, kurz vor der (Auf-)Lösung.
  • Zeit und Erzählperspektive: Beim Plotten legst du fest, in welcher Zeit du dein Buch schreibst und welche Erzählperspektive du wählst. Dazu gleich mehr.

Tauchen wir ein in die Details:

Die Figuren

Die Figuren sind das Wichtigste an deiner Geschichte. Wenn dein Leser nicht nachvollziehen kann, wer deine Figuren sind und warum sie so handeln, wie sie handeln, dann will keiner dein Buch lesen.
Weil Figuren so unglaublich wichtig sind und damit du kein Buch für die Mülltonne schreibst, widme ich diesem Thema ein eigenes, nachfolgendes Kapitel.

Die Schauplätze

Wo findet deine Geschichte statt? Welche Möglichkeiten hast du, die Schauplätze zu zeigen (anstatt zu beschreiben)? Nutze hierfür all deine Sinne: Wie sieht es dort aus? Wie riecht es? Was hört man, wenn man sich dort aufhält? Entwirf deine Schauplätze sorgfältig und überlege dir gut, wie du mit gut gewählten Schauplätzen deine Handlung unterstreichen kannst.

Lerne von anderen Autoren und imitiere diejenigen, die du gut findest, bis du deinen eigenen Stil gefunden hast.

Ein besonders anschauliches Beispiel solch einer Schauplatz-Beschreibung kannst du in Stephen Kings Roman „Der Anschlag“ erleben. Wer den Anfang des Buches gelesen hat, hat das Gefühl, im Jahr 1963 gewesen zu sein. Stephen King ist ein Meister darin, seine Leser durch Einbeziehen aller Sinne am Geschehen teilhaben zu lassen.

Der Aufbau deiner Geschichte

Am Anfang deiner Geschichte zeigst du den Ist-Zustand deiner Figuren und führst den zentralen Konflikt ein: Das Leben des Protagonisten verändert sich, meist plötzlich.
Zeig deinen Lesern, was für deine Hauptfigur auf dem Spiel steht, mit welchen Schwierigkeiten oder Veränderungen sie plötzlich umzugehen hat. Das baut Spannung auf und zieht den Leser direkt zu Beginn tief in die Handlung hinein.

Außerdem ermöglichst du deinen Lesern, deine Figuren kennenzulernen: Wie verhält sich der Protagonist in seinem gewohnten Umfeld? Wie geht er mit den plötzlichen Herausforderungen um? Je komplexer du deine Figuren erschaffen hast, desto spannender kannst du diese Konfliktsituationen darstellen.

Wichtig: Was du am Anfang der Geschichte durch „Andeutungen“ und den Spannungsaufbau versprichst, musst du halten und durchziehen. Andernfalls enttäuschst du deine Leser.

Die Mitte deines Buches ist der anspruchsvollste Teil. Hier musst du die Geschichte vorantreiben und den Leser mitnehmen. Vermeide, dass ihm die Augen zufallen oder er vergisst weiterzulesen, weil er dein Buch vergessen hat.

Jede Szene sollte eine der folgenden Bedingungen erfüllen:

  • Den Hauptkonflikt vorantreiben
  • Die Nebengeschichte vorantreiben
  • Wichtige Charakterzüge deiner Protagonisten zeigen

Erfüllt die Szene diese Bedingungen nicht, kannst du sie streichen. Bist du beim Schreiben unsicher, dann schreibe die Szene – du kannst sie beim Bearbeiten später immer noch streichen. (Dazu später mehr.)

Am Ende deiner Geschichte solltest du den Hauptkonflikt auflösen. Vergiss auch die Nebenhandlungen nicht. Bringe sie alle zu einem Ende, um deine Leser nicht zu enttäuschen.
Die wenigsten Leser mögen ein offenes Ende – behalte das im Kopf, wenn du zur Auflösung kommst. Am Ende ist es an der Zeit, auch das letzte Versprechen, das du am Anfang der Geschichte gemacht hast, einzulösen.

Noch ein Tipp zur Ausarbeitung der Struktur: Du bist nicht verpflichtet, beim Plotten chronologisch vorzugehen. Du kannst jederzeit hin- und herspringen und jeden Teil verändern. Besser du machst das beim Plotten als später beim Schreiben, dann kann es schnell zu einem Fass ohne Boden werden.

Ändere den Plot so oft ab, bis du zufrieden bist, denn genau dafür ist er da!

Diese Plot-Techniken gibt es

Wie oben bereits angedeutet gibt es verschiedene Techniken, die dir beim Plotten helfen.

Hier sind einige von ihnen:

  • Die Heldenreise: Hierbei handelt es sich um ein klassisches Erzählmodell, das die Abenteuer eines Helden beschreibt, der aus seiner gewohnten Welt aufbricht. Er meistert verschiedene Prüfungen und Herausforderungen und kehrt schließlich verändert und bereichert zurück.
  • Die Schneeflocken-Methode: Bei der Schneeflocken-Methode handelt es sich um eine sehr umfangreiche Technik, die damit beginnt, die Geschichte in ihrer einfachsten Form zusammenzufassen (Storyline) und sie dann schrittweise in komplexere Strukturen auszubauen, ähnlich wie eine Schneeflocke wächst.
  • Die 3-Akt-Struktur: Diese Methode ist ein narratives Rahmenwerk, das eine Geschichte in drei Teile gliedert – Einleitung, Mittelteil und Schluss – wobei jeder Teil bestimmte Rollen im Fortgang der Handlung spielt.
  • Die 7-Akt-Struktur: Diese Methode hingegen ist eine detaillierte Erzählstruktur, die eine Geschichte in sieben Abschnitte unterteilt, um eine tiefergehende Entwicklung der Handlung, Charaktere und thematischen Elemente zu ermöglichen.

Jede dieser Methoden hilft dir, dich an einem „Plan“ entlangzuhangeln und aus einer Idee „dein Ding“ zu machen.
Für welches Modell du dich am Ende entscheidest, hängt von deiner Idee und von deinen persönlichen Vorlieben ab. Wenn du unsicher bist, probiere die Techniken einfach aus. Du wirst schnell merken, ob du damit zurechtkommst oder lieber eine andere Technik ausprobierst.

Spannung aufbauen

Ein wichtiges Thema beim Schreiben deines Buches ist der Spannungsbogen.
Unter dem Spannungsbogen kannst du dir wirklich einen gespannten Bogen vorstellen. Je weiter er gespannt ist, desto geringer die Gefahr, dass dein Leser dein Buch aus den Händen legen kann.

Doch wie kannst du Spannung erzeugen und vor allem aufrechterhalten?

Erhöhe die Spannung über die Geschichte hinweg kontinuierlich. Vermeide, dass am Anfang zu viel Spannung aufgebaut wird und alles wie einer Blase zerplatzt, weil nichts mehr passiert. Du kannst dem Leser während der Geschichte immer wieder Brocken in Form von kleinen Auflösungen hinwerfen, doch wenn du einen Konflikt löst, solltest du bereits einen neuen vorbereitet haben.
Was Spannung angeht, solltest du kein Erbarmen mit deinen Lesern haben. Sie werden es dir danken.

Hier sind verschiedene Möglichkeiten, wie du Spannung aufbaust:

  • Andeutungen: Du kannst Andeutungen machen (aber keinesfalls auflösen!), die den Leser neugierig machen und Fragen aufwerfen. Solche Andeutungen kannst du über mehrere Szenen oder gar Kapitel aufrechterhalten.
    Du solltest Fragen, die beim Lesen entstehen, grundsätzlich und niemals sofort auflösen. Nutze sie stattdessen als Cliffhanger am Ende eines Kapitels und nimm die Spannung mit ins nächste Kapitel.
  • Geheimnisse und Rätsel: Auch sie erzeugen Spannung, da der Leser unbedingt das Geheimnis erfahren und das Rätsel lösen möchte. Spiel das Spiel!
  • Falsche Fährten: Effektiv sind auch falsche Fährten, die du dem Leser legst. Sie sind besonders in Krimis sehr beliebt, können aber auch in anderen Werken eingesetzt werden. Wichtig ist, dass du sparsam damit umgehst.
  • Tempo: Du kannst durch das Tempo der Erzählung mit der Spannung der Leser spielen. Wenn du Tempo herausnehmen willst (etwa vor dem großen Knall), kannst du eine „ruhigere“ Szene schreiben, in der wenig aktive Handlungen vorhanden sind – genau wissend, dass dein Leser nur drauf wartet, dass es weitergeht.
    Willst du hingegen das Tempo beschleunigen, lässt du deine Figuren aktiv werden und handeln.
    Der Tempowechsel in deiner Geschichte hat im Idealfall eine Auswirkung auf den Puls deines Lesers – schaffst du das, hast du alles richtig gemacht.
    Nimm den Leser mit, lass ihn zwischendurch aber auch zur Ruhe kommen.
  • Hauptkonflikt: Natürlich zieht sich der Hauptkonflikt, der dem Protagonisten das Leben schwer macht, über das ganze Buch – du solltest ihn kontinuierlich anfeuern. Wichtig: Aufgelöst wird er erst zum Schluss! Löst du den Hauptkonflikt früher auf, steigen die Leser aus.
  • Nebenkonflikte: Du kannst für fortwährende Spannung sorgen, indem du immer wieder kleine Konflikte oder Ereignisse einbaust, die im Leser unweigerlich die Frage entstehen lassen, wie das wohl enden wird. Nebenkonflikte kannst du auch während des Buchs immer wieder auflösen und durch neue Konflikte ersetzen, das hält Leser bei Laune.

Übrigens: Konflikte kannst du durch verschiedene Methoden entstehen lassen: Ein neuer Widersacher kommt ins Spiel, das Risiko für den Protagonisten erhöht sich, du kannst Zeitdruck oder Leistungsdruck aufbauen oder dem Widersacher stärkere Fähigkeiten oder Erfolge zugestehen.
Beachte dabei, dass die Konflikte nicht „an den Haaren herbeigezogen“ wirken, sondern plausibel sind. Wenn du es dir hier zu einfach machst, wirkt die Geschichte für den Leser unglaubwürdig – und das liest keiner gern.

Die Erzählperspektive

Steht dein Plot? Dann mach dir Gedanken über die Erzählperspektive, denn sie ist wirklich wichtig. Es gibt verschiedene Erzählperspektiven, die du dir genau anschauen solltest, um zu entscheiden, welche am besten zu deiner Geschichte passt:

  • Auktorialer Erzähler: Auktoriale Erzähler betrachten deine Geschichte von außen. Sie schauen auf alles herab, was passiert und wissen alles, was in der Vergangenheit geschah oder was noch passieren wird. Sie wissen, wie sich die Figuren fühlen, kennen alle Hintergründe und können dem Leser alles bis ins Detail erklären. Deshalb nennt man diese Erzählperspektive auch die „Allwissende Erzählperspektive“.
    Das Besondere an dieser Perspektive ist die Subjektivität, denn der auktoriale Erzähler hat eine Meinung zum Geschehen und den Figuren.
    Und er kommentiert diese auch.
    Das heißt, der Erzähler urteilt, bewertet, lobt, kritisiert, zeigt mit dem Finger auf die Figuren und lacht sie aus oder macht Andeutungen.
    Dennoch ist der allwissende Erzähler dem Leser nicht namentlich bekannt und tritt in der Geschichte nicht in Erscheinung.
  • Die neutrale Erzählperspektive: Hier wird die Handlung wertfrei und neutral erzählt. Dabei wird nur das geschildert, was der Erzähler sehen kann: Handlungen, Szenen, Mimik, Gestik usw. Die Gedanken und Gefühle der Figuren werden nicht dargestellt, weil der Erzähler sie nicht kennt. (Der Autor natürlich schon und genau das ist die Herausforderung!)
    Du kannst dir diese Perspektive vorstellen wie einen stillen Beobachter, der auf die Szene herabsieht und nur wertfrei berichtet, was er sieht (wie eine Kamera).
  • Personaler Erzähler: Der personale Erzähler befindet sich unsichtbar mitten im Geschehen und erzählt die Geschichte in der Sie- oder Er-Form.
    Besonders wichtig ist, dass die Geschichte aus Sicht einer der Figuren erzählt wird, die in die Geschichte involviert sind (meist handelt es sich dabei um den Protagonisten). Der Vorteil liegt auf der Hand: Der Leser weiß, was die Figur denkt und fühlt und kann sich besser in sie hineinversetzen – er erlebt die Geschichte hautnah.
    Übrigens: In dieser Erzählperspektive kannst du die Figuren wechseln. Das wird von Autoren in der Praxis auch gerne getan, um etwa in einem Krimi zwischen der Sicht der Ermittler und die der Opfer hin- und herzuspringen. Die Erzählperspektive ändert sich dabei nicht, sondern nur die Perspektivfigur. Wichtig ist, dass du innerhalb einer Szene bei einer Figur bleibst und die Perspektivfigur erst in einer neuen Szene wechselst.
  • Ich-Erzähler: Auch der Ich-Erzähler gehört zur personalen Erzählperspektive, erzählt die Geschichte aber aus der Ich-Perspektive. Ansonsten ist sie identisch mit der personalen Erzählweise: Der Ich-Erzähler sieht, weiß und fühlt nur das, was die Figur sieht, weiß oder fühlt. Sie ist besonders effektiv, wenn sich der Leser mit deinem Protagonisten identifizieren soll.
  • Multiperspektive: Diese Erzählweise „springt“ zwischen mehreren Figuren hin und her und erzählt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven (jeweils aus der Ich-Perspektive). Sie ist für Anfänger nur bedingt geeignet, da sie einige Herausforderungen birgt.

Tipp: Wenn du unsicher bist, welche Erzählperspektive zu dir passt, schreibe eine wichtige Schlüsselszene deiner Geschichte in verschiedenen Erzählperspektiven. Lies die Szenen durch und wähle die aus, die am besten zu deiner Geschichte passt.

Tipp: Bleib bei deiner gewählten Erzählperspektive. Das Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Perspektiven irritiert deine Leser (und Verlage).
Und es birgt das Risiko, dass du dein gesamtes Buch überarbeiten und auf eine Erzählperspektive anpassen musst. Vermeide diesen Horror unter allen Umständen.

Die Zeitstufe

Die meisten Romane werden im Präsens (Gegenwart, „Sie schreibt ein Buch“) oder im Präteritum (einfache Vergangenheit, „Sie schrieb ein Buch“) geschrieben. Das Präteritum ist geläufiger, gerade für längere Romane. Der Leser nimmt die einfache Vergangenheit als natürlich, unauffällig und den „üblichen Erzähl-Tempus“ wahr. Du wirst in den meisten Fällen nichts falsch machen, wenn du dich dafür entscheidest.

Ihre Vor- und Nachteile haben beide. Bist du unsicher, liegt die Lösung auch hier darin, Teile deiner Geschichte in beiden Tempi zu schreiben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welcher besser zu deiner Geschichte passt.

Charaktere zum Leben erwecken: Buch schreiben mit fesselnden Figuren

Figuren gehören zu den wichtigsten Elementen deiner Geschichte.

Natürlich kannst du deine Leser mit tollen Figuren und einer todlangweiligen Geschichte nicht begeistern.
Doch andersherum verhält es sich ähnlich: Die beste Handlung wird deine Leser nicht glücklich machen, wenn du es nicht schaffst, sie von deinen Figuren spannend erzählen zu lassen.
Kurzum: Deine Geschichte lebt von deinem Hauptkonflikt und von deinen Figuren, denn die Spannung entsteht genau aus dieser Frage: Wie gehen deine Figuren mit dem Konflikt der Geschichte um?

Menschen lesen dein Buch nur, wenn sie deine Figur und ihr Schicksal als spannend empfinden.

Es ist also essenziell, dass du dich mit der Erstellung deiner Charaktere für dein Buch beschäftigst und dann deinen wichtigsten Figuren Leben einhauchst. Wie du das machst, verrate ich dir im folgenden Abschnitt:

Was deine Figuren brauchen: die drei Dimensionen

Deine Figuren brauchen ein Innenleben! Sie sehen nicht nur schick oder angsteinflößend aus, nein, sie haben eine Vergangenheit, Ängste, Motivationen und vor allem Emotionen, die sich (Achtung, wichtig!) im Laufe der Geschichte weiterentwickeln.

Gerne erinnere ich dich an Publikumslieblinge wie Professor Dumbledore (Harry Potter) oder Mr. Darcy (Stolz und Vorurteil). Sie sind alles andere als perfekt, haben ihre Fehler und Macken – doch das ist es doch, warum wir die Figuren so lieben.

Deine Charaktere müssen lebendig, realistisch und interessant sein. Keiner mag perfekte Figuren ohne Macken. Denn die sind flach und langweilig.

Deshalb solltest du als Erstes dreidimensionale Figuren entwerfen:

  • Körper (1. Dimension): Kreiere das Äußere deiner Figur bis ins Detail: Alter, Größe, Augenfarbe, Haarfarbe und Frisur, Kleidung, besondere Kennzeichen (Narben, Muttermale usw.). Aber denk auch an Sachen wie Gestik und Mimik. Lass sie Macken entwickeln, wie zuckende Augen oder ein schiefes Lächeln. Authentischer geht’s kaum.
  • Soziales Umfeld (2. Dimension): Entwerfe die familiäre Situation deiner Figur, aber denk auch an den Freundeskreis, die Nachbarschaft, den Bildungsstand, die Ausbildung, den Beruf oder die finanzielle Situation. Geh auch hier ruhig ins Detail, es schadet nicht, wenn du den Kontostand deiner Figur kennst. Du sollst ihn deinen Lesern natürlich nicht verraten, wenn er nicht für die Geschichte relevant ist, aber du wirst deine Figur anders sprechen und handeln lassen, wenn sie 90 € auf dem Konto hat, als wenn sie 900.000 € auf dem Konto hat.
  • Psyche (3. Dimension): Wie tickt deine Figur auf der psychischen Ebene? Was treibt sie an? Welche Bedürfnisse hat sie? Welche Sehnsüchte, Träume und Ziele hat deine Figur? Was lässt sie morgens aufstehen und wovon träumt sie in der Nacht? Gibt es Ängste und Geheimnisse? Fühlt sie sich wohler allein oder ist sie gerne unter Menschen? Welchen Hobbys und Leidenschaften geht deine Figur nach? Was macht deine Figur, wenn sie sich langweilt? Und was macht sie, wenn sie sich beobachtet fühlt? Was macht deine Figur, wenn sie auf dem Klo sitzt? Wie verhält sich deine Figur, wenn ihr jemand ins Auto fährt?

Du musst und sollst nicht alles im Buch erwähnen, was du über deine Figur weißt. Wichtig ist nur, dass du es weißt. Denn nur so kannst du deine Figur authentisch und nachvollziehbar handeln lassen und sicherstellen, dass dein Leser sich mit der Figur identifizieren kann.

Dein Feinschliff gibst du deinen Figuren, indem du sie interessant machst:

Was deine Figuren interessant macht

Du willst, dass deine Figuren interessant sind, denn nur so können sie deiner guten Idee gerecht werden.
Es gibt einige Kniffe, die du anwenden kannst, um deine Figuren für deine Leser spannend zu gestalten. Aber Achtung, suche dir nur ein oder zwei dieser Kniffe aus, sonst wird es womöglich zu viel des Guten.

  • Besondere Eigenschaften: Jeder Mensch hat besondere Eigenschaften, manche sind sichtbar, manche eben nicht. Doch Fakt ist, jeder Mensch hat sie. Welche besondere Eigenschaft hat deine Figur?
    Es muss nicht zwingend etwas sein, das wir als positiv werten. Im Gegenteil. Auch Ticks und Macken können dafür sorgen, dass wir Personen, die wir mögen, noch ein bisschen interessanter werden.
  • Sympathie: Deine Leser müssen deine Hauptfigur mögen!
    Aber Achtung: Das heißt nicht, dass deine Hauptfigur ein guter Mensch sein muss. Sympathie entsteht z. B. dann, wenn wir uns mit einer Eigenschaft einer Person identifizieren können, sie uns vertraut ist, sie uns ein gutes Gefühl gibt oder wir eine gemeinsame Erfahrung oder ein Ziel mit dieser Person teilen.
    Du willst ein Beispiel? Kein Problem. The Joker aus den Batman-Filmen ist das personifizierte Chaos. Dennoch mögen ihn die Menschen, er gehört zu einer der beliebtesten Comic-Schurken. Denk an Hannibal Lecter aus „Das Schweigen der Lämmer“: Obwohl er ein Serienmörder und Kannibale ist, fasziniert er uns alle mit seiner Eloquenz und Kultiviertheit. Und dann ist da noch Sheldon Cooper aus „The Big Bang Theory“ – schrulliger und schräger geht kaum, dennoch ist er zum absoluten Kult-Charakter und Serienliebling geworden.
    Aber Achtung: Sympathie funktioniert hauptsächlich dann gut, wenn sie nicht zu glatt und geschmiert ist. Wie gesagt. Perfekte Figuren mag niemand.
  • Fähigkeiten: Figuren sind dann besonders spannend, wenn sie Fähigkeiten haben, die etwas ganz Besonderes sind. Egal, ob es sich um den uncoolen Jungen aus der Nachbarschaft handelt, der plötzlich zum Helden wird, weil er die Fähigkeiten einer Spinne erhält. Oder den Jungen, der von seiner Zieh-Familie gemobbt wird, als er erkennt, dass er zaubern kann. Besondere Fähigkeiten fesseln uns, weil wir wissen wollen, was die Figur damit anstellen wird.
  • Aktivität: Wir mögen Handlungen, wir mögen es, wenn Figuren in Geschichten proaktiv werden. Figuren, die nur passiv sind (d. h. lediglich reagieren), empfinden wir als langweilig. Also: Lass deine Figuren handeln!
  • Identifizierbarkeit: Figuren, die ein oder mehrere Eigenschaften haben, mit denen wir uns identifizieren können (etwa, weil wir sie selbst haben oder jemanden kennen, der sie hat), empfinden wir als besonders spannend. Dabei ist es egal, ob es sich um Macken, Ängste oder Sorgen handelt, die wir mit dieser Person teilen. Wir fiebern automatisch mit, wenn wir uns mit einer Figur identifizieren können.

Deine Figuren sind nicht statisch

Der nächste wichtige Punkt bei der Charakterentwicklung ist die Entwicklung.
Das bedeutet: Deine Figuren müssen eine Veränderung durchmachen und sich weiterentwickeln.

Zuerst braucht deine Figur ein Ziel. Manchmal liegt dieses Ziel darin, bestimmte Werte zu leben (Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstbestimmtheit usw.). Oder gesund zu werden oder zu bleiben. Oder gar zu überleben.
Vielleicht ist das Ziel aber auch heldenhafter und deine Figur möchte Leben retten oder Geld verteilen.

Egal, was deine Figur erreichen will: Ein Ziel macht die Geschichte spannend, denn Leser wollen wissen, ob die Figur ihr Ziel erreicht und wie ihr das gelingt.

Dazu kommt noch ein starkes Motiv: das Warum. Warum will deine Figur ein Ziel erreichen? Ist das Warum (Motiv) stark, reißt es die Leser mit.
Lass uns das mit dem Beispiel Spiderman veranschaulichen. Peter Parker entdeckt seine Spinnenfähigkeiten und nutzt sie, um (anonym) Leben zu retten.
Motiv A: Er tut es, weil er sich erhofft, irgendwann mal das große Coming-out zu haben, berühmt zu werden und Anerkennung zu erhalten. Und zwar, weil seine Eltern in seiner Kindheit starben und er sich immer ungesehen fühlte.
Motiv B: Der Satz „Aus großer Macht erwächst große Verantwortung“, den sein Onkel ihm mitgab, bevor er starb, appelliert an sein Verantwortungsbewusstsein, seine Macht für das Gemeinwohl einzusetzen. Er bleibt anonym, um die Menschen zu schützen, die er liebt.
– Welche Geschichte würdest du lieber lesen?

Ich wiederhole mich gerne, weil es so wichtig ist: Konflikte sind essenziell.
Du wirst zu Beginn also dafür sorgen, dass dein Protagonist durch einen auslösenden Konflikt ins Handeln kommen muss, um sein Ziel zu erreichen (überleben, die Liebe seines Lebens bekommen, den Schurken auslöschen usw.).

Natürlich hat deine Figur Ängste und diese sorgen für weitere (innere) Konflikte, die der Protagonist überwinden muss.

Du wirst auch dafür sorgen, dass es dem Protagonisten durch Zufälle nicht zu leicht gemacht wird, seinen Konflikt zu lösen. Ganz im Gegenteil. Je schwerer du es dir beim Schreiben (und deinem Protagonisten in der Geschichte) machst, desto geiler wird dein Leser deine Geschichte finden.

Jetzt geht’s los: Schreib dein Buch

Du hast deine Handlung und deine Charaktere geplant? Dann bist du nun bereit, deine Geschichte zu schreiben. Dieser Prozess soll dir Spaß machen und keinesfalls in Frust ausarten. Damit das auch wirklich so bleibt, verrate ich dir, worauf du beim Schreiben achten solltest:

Perfektionismus Ade: Schreib einfach los!

Mit dem Beginn der Schreibphase gehen irrsinnige Erwartungen an die eigenen schriftstellerischen Talente einher. Das führt zu Druck und Frust.
Daher ist der erste Tipp gleich der wichtigste: Lass dich nicht von der Qualität deiner Texte vom Weg abbringen. Lies den Text am besten nicht durch, sondern schreib einfach weiter.
Du wirst in der Überarbeitungsphase genug Raum haben, um deine Schreibe zu optimieren. Jetzt geht’s es rein um Inhalte.

Selbst die großen Schriftsteller würden ihre Rohfassungen niemals Außenstehenden zum Lesen geben und das hat einen Grund.
Der Schreibprozess besteht immer aus mindestens zwei Phasen: Dem „Brain Dump“ (d. h. dem Leeren des Gehirns – du schreibst deine Gedanken zu einem Thema einfach auf) und danach erst folgt die Überarbeitung.
Sei ehrlich: Liest du E-Mails noch einmal durch, bevor du sie verschickst? Die meisten von uns tun das, und zwar aus gutem Grund. Im ersten Durchgang sagen wir, was gesagt werden muss, im zweiten Durchgang geht es an die „Außenwirkung“. Mit deinem Buch ist das nicht anders. Behalte das im Hinterkopf und mach dir keine Gedanken über die Qualität deines Textes.

Die Devise lautet also: Einfach schreiben!

Bau dir eine Schreib-Routine auf

Schreiben ist anstrengend, Schreiben ist Arbeit.
Und zwar harte Arbeit.
Wenn du mal mehrere Stunden an einem Text gesessen hast, weißt du, was ich meine.
Dein Kopf raucht, du kannst keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Deshalb sind eine Schreib-Routine (und Pausen!) essenziell.

Doch wie baust du dir eine Schreibroutine auf? Ganz einfach: Schreib jeden Tag.
Und zwar am besten zu einer bestimmten Uhrzeit. Stelle dir deinen Handywecker und dann: zieh durch!

Stephen King schreibt 2.000 Wörter pro Tag. Wenn du dir vornimmst, jeden Tag 2.000 Wörter zu schreiben, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern.

Nimm dir am Anfang kleine Ziele vor und steigere sie wöchentlich. Hier ist ein Vorschlag: Nimm dir 200 Wörter pro Tag vor, das schaffst du mit Links. Und dann erhöhe das Ziel wöchentlich um 100 Wörter.

Der Grund dafür ist folgender: Du nimmst dir vor, 200 Wörter zu schreiben. Doch du wirst (höchstwahrscheinlich) mehr als 200 Wörter schreiben, vielleicht schaffst du 500 Wörter an Tag 1.
Hättest du dir 2.000 Wörter täglich zum Ziel genommen, wärst du nun enttäuscht und frustriert, weil du „nur“ 500 geschafft hast.
Da du dir aber nur 200 Wörter vorgenommen hast, bist du nun stolz auf dich, weil du das Ziel sogar übertroffen hast.
Damit hältst du deine Motivation hoch und schreibst weiter.

Denk dran: 200 Wörter pro Tag sind gut! Wenn du das ein Jahr lang machst, hast du am Ende der zwölf Monate einen Roman geschrieben! Mit nur 200 Wörtern am Tag.

Der weitere Vorteil von wenigen Minuten Schreiben am Tag ist dieser: Du bleibst gedanklich in der Geschichte. Wenn du einmal im Monat 6.000 Wörter schreibst, wirst du dir vor dem Schreiben nochmal durchlesen müssen, was du bereits geschrieben hast, weil du dich nicht erinnerst. Das ist anstrengender und braucht mehr Überwindung.

Routine ist also das Zauberwort.

Die Angst vor der Schreibblockade

Bei der Schreibblockade handelt es sich  um Prokrastination – und die ist ausschließlich auf fehlende Motivation oder schlechte Planung der Geschichte zurückzuführen.
Wenn du meine Tipps aus diesem Beitrag berücksichtigst, solltest du keinerlei Probleme mit Schreibblockaden bekommen.

Passiert es doch mal und du hast einen Hänger, dann ruf dir Folgendes ins Gedächtnis: Schreibblockaden existieren, wenn überhaupt, nur in deinem Kopf! Sie lassen sich ganz einfach verhindern, indem du einfach weitermachst.

Macht dir ein Teil eines Buches besondere Schwierigkeiten? Markiere ihn und schreib einfach weiter. Ja, du hast richtig gelesen: Mut zur Lücke!

Ich garantiere dir: Ist dein Roman erst einmal fertig, freust du dich darauf, die letzten Lücken zu füllen – es wird dir dann vermutlich sogar leichtfallen.

Also mach einfach weiter, komme was wolle!

Profi-Tipp: Schreib dich warm!

Ich rate dir, dich täglich warmzuschreiben, bevor du an deinem Buch weiterarbeitest. Lies ein paar Sätze aus deinem Roman und dann schreib zwei, drei Absätze nochmal, damit du wieder reinkommst. Fahre dann an der Stelle fort, wo du aufgehört hast, und du wirst sehen, dass es dir viel leichter fällt, weiterzumachen.

Lebendige Texte

Eine besondere Herausforderung beim Schreiben ist es, Texte so zu gestalten, dass sie lebendig sind.

Ich zeige dir hier Erzählstile, mit denen du deinem Text Leben einhauchst:

1. Das narrative Erzählen

Beim narrativen Erzählen werden Geschehnisse beschrieben oder erklärt. Es passiert keine aktive Handlung in der Geschichte. Stell es dir wie ein „Nacherzählen“ vor, das wir oft in Märchen finden.
Der Vorteil: Du kannst damit Informationen schnell und einfach an den Leser übermitteln und etwa lange Zeitphasen, in denen in deiner Geschichte nichts Spannendes geschieht, zusammenfassen und überspringen.

Wenn du „Der Herr der Ringe“ gelesen hast, bist du mit dieser Erzählweise bestens vertraut. Tolkien verwendet sie in seinen Romanen kapitelweise, um die Landschaften zu beschreiben. Man kann es in diesem Umfang mögen oder eben auch nicht.

Der Nachteil: In diesen Textteilen bauen deine Leser keine Bindung zum Geschehen oder den Protagonisten auf. Du kannst damit deinen Lesern eine Pause nach einer besonders spannenden Szene verschaffen oder geschickt einsetzen, um Spannungsphasen in die Länge zu ziehen – geh in jedem Fall vorsichtig mit diesem Werkzeug um.

2. „Show – don’t tell“: Das szenische Erzählen

Dieser Textart sagt man nach, dass sie „hohe Erzählkunst“ ist. In jedem Schreibratgeber wirst du diesen Tipp lesen: „Show, don’t tell“. Es sagt aus, dass du deinem Leser nicht beschreiben, sondern zeigen sollst, was passiert. Dazu nutzt du alle Sinne deiner Figuren und zeigst dem Leser, was sie sehen, fühlen, hören, schmecken oder tasten können.

Das machst du, indem du im Kopf deiner Leser Bilder entstehen lässt. Denk an eine Kinoleinwand. Was sieht der Zuschauer? Schreibe deine Bücher so, dass sich der Film im Kopf deiner Leser abspielt.

Beispiel für die narrative Erzählweise: Es war ein regnerischer Abend in der Stadt, und er fühlte sich einsam. Er blickte aus dem Fenster seines kleinen Apartments und dachte über die vergangenen Jahre nach, in denen er viele Freunde verloren und sich von seiner Familie entfremdet hatte. Der Regen, der leise gegen die Scheiben prasselte, schien seine melancholische Stimmung widerzuspiegeln. Resigniert wandte er sich vom Fenster ab.

Beispiel für die szenische Erzählweise: Regentropfen trommelten im Takt seines Herzschlags gegen das Fenster des kleinen Apartments. Er stand da, sein Blick folgte den grauen Wolken über der Stadt. Seine Brust hob und senkte sich ungleichmäßig, seine Augen, rot und glasig, brannten. Auf dem Couchtisch neben ihm lag ein verblasstes Foto von einer Gruppe lächelnder Menschen – er selbst, Jahre jünger, inmitten von ihnen. Er streckte die Hand aus, zögerte, und zog sie schnell wieder zurück.
„Es hat ja doch keinen Sinn“, seufzte er und wandte sich von dem Fenster ab.

Wie du siehst: Beim szenischen Erzählen erwecken wir die Szene zum Leben, wir zeigen dem Leser, was die Figur tut.

Dialoge gehören übrigens auch zum szenischen Erzählen:

Schreib spannende Dialoge

Mit Dialogen kannst du deinen Lesern das Innenleben deiner Figuren zeigen, denn jeder Charakter hat seine Eigenheiten beim Sprechen. Vorausgesetzt, du hast diese Eigenheiten in der Charaktererstellung detailliert ausgearbeitet, kannst du sie dem Leser jetzt zeigen.

Dialoge eignen sich hervorragend, um Konflikte aufzuzeigen oder deine Handlung zu verlangsamen, denn sie ziehen den Leser mitten ins Geschehen, mitten ins Jetzt.

Dabei ist nicht nur das wichtig, was gesprochen wird, sondern vor allem das, was nicht ausgesprochen wird:

„Warum hast du das getan?“ Lores Augen funkelten, als sie Carl anblickte.

Carl zerrte an seinem Ärmel und wandte den Blick ab. „Ich … es schien richtig.“

„Richtig?“ Lore lehnte sich vor, ihre Stimme brach leicht.

Carl nickte stumm, fixierte eine kleine gesprungene Stelle in den Marmorfliesen, seine Finger fest ineinander verkeilt.

Obwohl hier nur drei kurze Sätze gesprochen werden, sehen wir in dieser Szene sofort den Konflikt zwischen Lore und Carl.

Wichtig ist bei Dialogen, dass du deine Figuren nicht zu viel reden lässt. Prüfe jeden Satz, ob er wichtig und notwendig ist:

  • Treibt er die Handlung deiner Geschichte voran?
  • Ist er wichtig für einen Konflikt?
  • Beschreibt er eine Figur?

Wenn der Satz nicht wichtig ist, dann lass ihn weg. Das ist primär für die Überarbeitung später wichtig. Bei deiner Rohfassung schreibst du den Dialog so, wie du ihn im Kopf hast.

Wenn Dialoge zu lang sind, kannst du sie auch abkürzen, indem du die indirekte Rede verwendest und den Leser so auf den neuesten Stand bringst. Small Talk und belangloses Gerede sind stinklangweilig, du solltest sie unbedingt vermeiden.

Halte durch!

Schreiben ist anstrengend. Es ist hart, zäh und manchmal brutal. Es verlangt dir verdammt viel ab: Zeit, Geduld, Durchhaltevermögen, Disziplin und viele weitere Dinge, von denen du dir auf dem Weg wünschen wirst, du hättest mehr davon.
Aber wenn der Tag kommt und du in fetten Großbuchstaben das Wort ENDE unter deine Rohfassung schreibst, wirst du wissen, warum du es getan hast. Das Gefühl ist unbeschreiblich.

Also: Bleib dran und halte durch!

Endspurt: Dein Buch schreiben und perfektionieren

Du hast es geschafft, deine Rohfassung ist fertig – Gratulation zu deiner Leistung!

Das, was du nun tun musst, ist gerade beim ersten Buch schwer, aber essenziell:
Leg es weg!
Ab in die Schublade damit. Und zwar nicht nur für zwei Tage, sondern für viele Wochen. Mindestens sechs Wochen sollten es sein, besser sind drei Monate.

Du fragst dich, warum?
Berechtigte Frage, ich verrate es dir:

In diesen Wochen wirst du dich mit deinen Gedanken und Gefühlen von dem Projekt distanzieren, das du zuvor wochen- oder monatelang permanent im Kopf hattest – und von dem du vermutlich sogar geträumt hast, stimmt’s?

In dieser „Ruhezeit“ reift zwar nicht der Text, aber dafür deine Fähigkeit, dein eigenes Werk objektiv zu überarbeiten.

Die Vorteile:

  • Du wirst Logikfehler leichter erkennen.
  • Du wirst dein Schreiben besser beurteilen können, da die Blindheit für die Qualität des eigenen Textes nach einigen Wochen abklingt.
  • Du wirst objektiv deine Charaktere, ihre Handlungen und den gesamten Plot bewerten können.

Kurzum: Nun bist du bereit, aus einer schlechten bis mittelmäßigen Rohfassung einen akzeptablen Text zu machen.

Und so geht’s:

Die erste Überarbeitung

Druck dir deine Rohfassung aus oder besser: importiere sie in dein Tablet und überarbeite sie dort mit einem Pen.

Tipp: Lass auf der rechten Seite einen Rand von ca. 4 cm – du wirst ihn brauchen.

Im ersten Durchgang ignorierst du Rechtschreibung, Grammatik und Stil. Hier geht es um deine Geschichte, den roten Faden, den Plot, deine Charaktere.

Jetzt wird’s nochmal hart. Dein Buch wird einiges an Umfang verlieren. Das ist gewünscht und vollkommen normal:
Es wird rigoros alles gestrichen, was du nicht mehr brauchst, und zwar alles, was die Handlung oder eine Nebenhandlung nicht vorantreibt. Charakterentwicklungen zählen zum Plot, da sie die Veränderung der Figuren zeigen und vorantreiben, die dürfen also bleiben.
Dennoch: Was du streichen wirst, kann gerade beim ersten Buch eine erhebliche Textmenge sein. Scheu nicht davor zurück. (Behalte eine Kopie der Rohfassung, das ist ohnehin immer empfehlenswert!)

Du wirst in dieser Überarbeitungsphase die Dialoge prüfen und ob deine Figuren halten, was sie versprechen. Du kontrollierst deinen Plot auf Logikfehler. Alles, was dir beim Schreiben auffällt, markierst du am Rand. (Achtung, nicht überarbeiten, nur markieren! Achte darauf, dass du deinen Lesefluss nicht störst und in der Geschichte bleibst.)

Hast du deine Rohfassung auf diese Weise durchgearbeitet, kannst du deinen Text gemäß deinen Markierungen ändern, verbessern und optimieren.

Wenn du es schaffst, dann leg deinen überarbeiteten Text nochmal für zwei, drei Wochen weg. Und dann nimm ihn dir erneut vor. Nun müsste inhaltlich alles passen. Wenn nicht, ändere es ab.

Bist du zufrieden mit deiner Geschichte, geht’s in den Feinschliff:

Feinschliff und Korrektur

Die Korrektur ist ein anstrengender Prozess: Prüfe deinen Text auf Rechtschreibfehler, Grammatik und Stil. Das ist Sisyphusarbeit.
Nutze Programme, wenn du darauf zugreifen kannst. Bleib aber mit deinem Kopf bei der Sache, denn diese Programme irren sich häufig, da sie den Kontext nicht immer verstehen.

Tipp: Lies dir den Text laut vor, das hilft, stilistische Fehler oder lange Sätze zu erkennen.

Ist das erledigt, kommt ein weiterer wichtiger Schritt:

Feedback einholen

Als Autor bist du, egal, wie sehr du versuchst, dich von deinem Werk zu distanzieren, nie objektiv. Es ist dein „Baby“ und du hast dein Bestes gegeben. Doch nach der dritten Überarbeitung bist du absolut textblind.
Nicht wie ein Maulwurf, sondern wie ein Höhlenfisch.
Blind-blind.

Du brauchst jetzt Feedback von Dritten. Gib dein Manuskript dazu an Menschen weiter, die viel lesen und von denen du weißt, dass du ein ehrliches Feedback erhältst.
Am besten gibst du ihnen einen Fragebogen mit (entweder zum Ausfüllen nach dem Lesen des Buches oder für jedes Kapitel), auf dem du notierst, was du gerne als Feedback hättest, z. B.:

  • Handeln die Figuren nachvollziehbar?
  • Wen hältst du am Ende von Kapitel 3 für den Mörder?
  • Wie hat dir das Buch gefallen?
  • Welche Situation fandest du am spannendsten?
  • Hast du dich an einer Stelle im Buch gelangweilt?

Und so weiter, du verstehst, was ich meine.

So erhältst du hochwertiges Feedback zu deiner Geschichte und hast nochmal die Möglichkeit an deinem Plot und deinen Figuren zu arbeiten.

Korrektorat und Lektorat

Verlage lektorieren Bücher, das ist wahr. Dennoch: Kein Verlag mag Manuskripte, die von Fehlern durchzogen sind. Hast du da eine Schwäche? Lass dein Buch nochmal professionell korrigieren oder gar lektorieren. Ein Profi schaut dein Werk nochmal anders an als deine Oma oder der Kegel-Kumpel mit der Büchersammlung. Womöglich bekommst du an dieser Stelle nochmal wertvolle Anregungen für deine Handlung oder deinen Schreibstil.

Übrigens: Wenn du vorhast, dein Buch über Selfpublishing zu vertreiben, sind das Korrektorat und Lektorat ein Muss. Über den ein oder anderen Fehler wird ein Leser hinwegsehen, doch ist dein Text davon durchzogen, liest keiner gerne weiter. Riskiere keine schlechten Bewertungen, dafür hast du zu viel Arbeit in dein Buch gesteckt.

Die Veröffentlichung deines Buchs

Dein Buch ist fertig und bereit für die Veröffentlichung. Was kannst du jetzt tun, um möglichst viele Leser zu erreichen?

Du hast mehrere Möglichkeiten:

1. Verlage

Der klassische Weg ist der über einen Verlag. Hierfür lohnt sich eine Recherche: Welcher Verlag publiziert Bücher deines Genres?

Hast du dich für einen oder mehrere Verlage entschieden, musst du ein Manuskript erstellen. Informiere dich gut, denn es gibt Verlage, die Manuskripte grundsätzlich ungelesen ablehnen, wenn das Format oder der Umfang nicht passen. Wenn du von dem Begriff „Normseite“ noch nie gehört hast, ist das ein guter Indikator, dass du dich über das Manuskript-Einreichen eingehend informieren solltest.

Achtung: Schicke niemals das ganze Manuskript an einen Verlag, sondern immer eine Leseprobe. Informiere dich beim jeweiligen Verlag, was gewünscht ist.

Du hast jetzt so viel Arbeit in dein Werk gesteckt, da kommt es auf zwei, drei weitere Stunden auch nicht an: Mach dir die Arbeit!

2. Agenten

Du kannst über Agenten an Verlage herantreten. Agenten haben meist direkte Kontakte in den großen Verlagen. Nimmt der Agent dein Buch an und empfiehlt er es einem Verlag, kann das deine Chancen leicht erhöhen, da Verlage für Empfehlungen von namhaften Profis dankbar sind.
Beachte: Der Agent verdient prozentual an deinem Buch mit, und zwar nicht wenig. Zwischen 10 und 20 % deines Honorars musst du abtreten.

Übrigens: Stephen King hat seine ersten Romane mit einem Agenten in Verlagen untergebracht.

3. Selfpublishing

Du kannst dein Buch heute einfacher denn je auf eigene Faust veröffentlichen. Mit Amazon und vielen weiteren Online-Plattformen ist das einfacher denn je. Was du brauchst, ist eine Titelseite (Cover), ein Buch-Layout und einen Klappentext. Hol dir dafür Hilfe, wenn du in diesen Bereichen nicht versiert bist. Vor allem das Buch-Cover und der Klappentext sind kaufentscheidend!

Hast du alles fertig, lädst du es hoch, legst den Preis fest und schaltest gegebenenfalls noch Werbung.
Fertig.

Was ist der Unterschied zwischen einem Verlag und dem Selfpublishing

Wenn das Selfpublishing so einfach ist, warum sollte ich dann einen Verlag wählen? Der Verlag hat gegenüber dem Selfpublishing einige Vor- und Nachteile:

Der Verlag …

  • … bezahlt dich.
  • … bezahlt das Lektorat, das Cover und kümmert sich um den Klappentext (du kannst in der Regel nicht mitentscheiden, was aufs Cover kommt).
  • … verändert ggf. Inhalte deines Buches.
  • … kümmert sich um Druck, Vertrieb und Marketing.
  • … trägt das finanzielle Risiko.

Als Self-Publisher …

  • … entscheidest du über Cover, Layout und Klappentext.
  • … trägst du alle Kosten und Risiken, die mit der Buchveröffentlichung einhergehen.
  • … legst du selbst den Inhalt deines Buchs fest oder entscheidest, welche Veränderungsvorschläge du vom Lektor annimmst.
  • … legst du selbst den Preis für dein Buch fest.

Du hast viele Möglichkeiten, dein fertiges Buch in die Hände deiner Leser zu bekommen. Welchen Weg auch immer du für dich wählst, es ist wichtig, dass du dranbleibst und nicht aufgibst. Es werden Hürden auftauchen, aber du wirst sie meistern.

Hast du Lust, dein eigenes Buch in den Händen zu halten?
Ich begleite Autoren von Sach- und Fachbüchern, Ratgebern und Biografien. Lass uns über dein Projekt reden.

» Einen Termin dafür kannst du dir hier holen.

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» Lass uns über dein Buch reden…